Vom Problemfinder zum Chancenentdecker: Führung ohne Defizit-Brille
Ihr Weg zum Chancendenker-Team
Ein Montagmorgen in einem Führungsteam-Meeting:
Herr Müller präsentiert gut vorbereitet seine neue Strategie zur Kundengewinnung. Kaum ist er fertig, meldet sich Herr Schmidt zu Wort: „Nette Idee - aber viel zu teuer! Und zu riskant! Das brauchen Sie gar nicht weiterzuverfolgen.“ Die anderen nicken zustimmend, und bald verwandelt sich die einst vielversprechende Idee in ein Sammelsurium an Einwänden, Bedenken und Storytelling von anderen Ideen, die auch gescheitert sind. Am Ende bleibt Herr Müller ratlos zurück, seine Motivation ist gedämpft – und das Team hat sich wieder einmal in der Defizit-Falle verfangen.
Warum wir so gern Probleme finden
Das obige Szenario kennen viele Führungskräfte nur zu gut. Probleme zu finden und Bedenken zu äußern, ist selbstverständlich ein wichtiger Punkt für realistische Einschätzungen. Doch Vorsicht: Die Defizit-Brille aufzusetzen kann auch dazu führen, Risiken und Schwächen überzubetonen. Man wirkt vorsichtig, realistisch und vermeidet Fehler. Doch dieser Fokus auf das Negative lähmt Innovationen und demotiviert Teams.
Als Führungskräfte-Coach sehe ich immer wieder, wie dieser Problemfinder-Modus Unternehmen bremst. Wer ständig nur sieht, was nicht funktioniert und Scheitern befürchtet, schafft ein Klima von Demotivation und blockiert neue Ideen. Das kostet nicht nur Energie, sondern auch Kreativität.
Den Blick verändern: Vom Problemfinder zum Chancenentdecker
Der entscheidende Schritt ist, die Brille zu wechseln. Nicht nur Probleme sehen, sondern auch Potenziale und Chancen erkennen. Das klingt einfacher als es ist, denn unser Gehirn liebt Sicherheit und Gewohnheiten – und die Defizit-Brille ist eine davon.
Wie gelingt der Perspektivwechsel?
Selbstreflexion üben:
Wann ertappen Sie sich beim Aufsetzen der Negativ-Brille? Welche Ängste oder unschönen Erfahrungen stecken dahinter? Oft ist es die Angst vor Fehlern oder Kontrollverlust.
Fokus lenken:
Statt „Was könnte alles schiefgehen?“ in epischer Breite zu diskutieren, konzentrieren sich Sie sich auf die Frage „Welche Chancen eröffnet diese Idee?“ oder „Wie können wir mögliche Risiken sinnvoll anpacken?“
Meetings positiv starten:
Beginnen Sie mit einer Runde „Was läuft gut?“, um den Fokus auf Chancen zu lenken.
Konstruktive Kritik fördern:
Kritik ist erwünscht – doch sie sollte mit konkreten Vorschlägen zur Verbesserung verbunden sein. So wird aus dem Problemfinder ein Lösungsarchitekt
Training:
Investieren Sie in Workshops, die konstruktive Kommunikation fördern.
Rollenwechsel üben:
Lassen Sie Teammitglieder bewusst die Rolle des „Chancenentdeckers“ übernehmen.
Führungskräfte als Vorbilder
Die Haltung der Führungskraft prägt das Klima im Team maßgeblich. Wer den Fokus vorwiegend auf „den Haken an einer Sache“ legt, auf das, was noch nicht klappt oder Schuldige für Fehler in den Vordergrund stellt, erzeugt eingleisiges Denken in bewährten Bahnen und sogar Angst und Blockaden. Wer hingegen zu neuen Ideen und Blickwinkeln ermutigt, Chancen entdeckt und wertschätzt, motiviert und stärkt seine Mitarbeiter in Richtung Innovation und Chancen. In heutigen Arbeitswelten kann dies zu einem essenziellen Wettbewerbsfaktor werden.
Dieser Artikel erschien im Quantum-Magazin, Ausgabe Juni 2025.
